von Dr. Astrid Neuy-Bartmann
Zuerst braucht man Humor und Gelassenheit, sonst ist das Leben ganz und gar unerträglich.
Es ist wichtig, die eigenen Ziele ganz klar abzustecken, sonst hat man gegenüber der Heftigkeit eines ADHS-lers gar keine Chance.
Man muss die eigenen Ziele und Interessen mit einer freundlichen Beharrlichkeit verfolgen, nach dem Motto: nett und freundlich, aber klar und bestimmt.
Man benötigt eine gehörige Portion Geduld und Langmut und muss jeder Versuchung widerstehen, sich aus der Fassung bringen zu lassen. Falls die Gefühlsreaktionen eines ADHS-lers allzu heftig werden, ist es gut, eine Auszeit zu nehmen. Auf keinem Fall sollte man sich in Diskussionen und Streitduelle einlassen, wenn die Emotionen schon hochgefahren sind.
Diskussionen sind nur fruchtbar, wenn man sie in Ruhe und zum richtigen Zeitpunkt führt. Ist die Situation schon gefühlsgeladen, hört der ADHS-ler sowieso nicht zu und kämpft wie ein Löwe um sein Recht.
Man sollte sich nie schlecht behandeln lassen. Sollte der ADHS-ler entgleisen, immer eine Auszeit nehmen statt darüber zu diskutieren.
Man sollte gemeinsame Gesprächstermine in angenehmer Umgebung festlegen, wo über die Beziehung und die Probleme, Wünsche und Bedürfnisse etc. gesprochen werden kann. Es ist auch wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass ADHS »eine andere Art zu sein« bedeutet und dass der Rest der Menschheit (95% !) anders fühlt, denkt und anders getaktet ist.
Es ist sehr sinnvoll, gemeinsam in einer entspannten Situation Beziehungsregeln aufzustellen. Am besten macht man dies schriftlich und beide bestätigen per Unterschrift die gemeinsame Vereinbarung. Es ist hilfreich, diese Regeln gut sichtbar aufzuhängen. Das Gleiche gilt für Pflichten und Aufgaben, die jeder in der Beziehung übernimmt.
Weisen Sie den ADHS-ler darauf hin, wenn er in Stress kommt, dass es in diesen Situationen sehr oft zu unkontrollierten Gefühlsausbrüchen und unangemessenen Reaktionen kommt. Weisen Sie ihn darauf hin, dass er Zeitdruck, »alles auf den letzten Drücker«, Hunger, Schlafmangel etc. möglichst vermeiden sollte.
Übernehmen Sie nicht alle Aufgaben Ihres Partners, auch wenn Sie vieles besser und schneller können.
Versuchen Sie ADHS zu verstehen, aber lassen Sie ADHS nicht als Dauerausrede gelten.
Finden Sie nette Formulierungen für das ADHS-Dasein Ihres Partners und bleiben Sie hartnäckig, aber freundlich dabei, dass Ihr Partner an sich arbeiten und seinen gerechten Beitrag für die Beziehung leisten muss. Fordern Sie immer wieder eine gerechte Arbeits- Zeit- und Geldeinteilung ein.
Finden Sie freundliche und humorvolle Formulierungen für die ADHS-Problematik wie »Du, dein ADHS-Chaos zeichnet sich wieder ab« oder »heute bist du wieder ein ADHS-Hitzeblitz oder Rumpelstilzchen«.
Versuchen Sie Ihrem Partner möglichst wenig Vorwürfe zu machen und ihn nicht anzuklagen. Genau das kennt er sein ganzes Leben lang, und er reagiert darauf reflexartig mit Trotz, Beleidigsein und heftiger Gegenwehr. Versuchen Sie Formulierungen wie »schade, dass du vergessen hast ...«.
»Schade» ist ein Zauberwort, weil es Bedauern und Enttäuschung ausdrückt, ohne den anderen anzugreifen.
Vergessen Sie nicht den ADHS-ler zu loben, wenn er etwas gut macht. Genau das kennt er nämlich nicht, und er ist auf Lob sehr angewiesen.
Drängen Sie einen ADHS-ler nie in die Ecke, weil er sonst rabiat zuschlägt. Lassen Sie ihm immer die Wahl: »Wenn du deine Jobs erledigt hast, können wir noch zusammen in die Stadt gehen, sonst gehe ich alleine ...«
Vermeiden Sie Formulierungen wie: »Du musst und du sollst ...«
Verzichten Sie nicht auf Ihre eigenen Bedürfnisse und fordern Sie diese immer wieder ein. Falls er nicht darauf eingeht, machen Sie es trotzdem und warten Sie nicht auf seine Erlaubnis, wenn es um Ihr eigenes Wohlbefinden geht.
Bleiben Sie bei Ihrer Sicht der Lage. Wenn man ADHS-lern zu lange zuhört, können diese so lange auf andere einreden, bis schwarz eben doch weiß ist. Beenden Sie frühzeitig unfruchtbare Diskussionen mit dem Satz: »Du siehst das so und ich sehe es anders, und wir lassen das einfach mal so stehen«.
Tun Sie genug für sich selbst, um Kraft zu tanken für das anstrengende Leben mit einem ADHS-ler.
Sehen Sie ADHS als Herausforderung, denn Sie können auch ganz viel daran lernen.
Der ADHS-ler fordert Selbstsicherheit, Abgrenzungsfähigkeit, Klarheit und Durchsetzungsfähigkeit ein. Lernt man dies nicht, läuft man Gefahr, in dieser Beziehung Schaden zu erleiden. Das sind aber Eigenschaften, die man auch ansonsten im Leben sehr gut gebrauchen kann. Vergessen Sie nicht, dass der ADHS-ler auch sehr gute Eigenschaften hat: So wird Ihnen nie langweilig, Sie werden nie wirkliche Sicherheit, Ruhe und Entspannung haben. Sie sind immer gefordert und profitieren ebenfalls von seiner Kreativität und seinen vielen Ideen.
Denken Sie noch einmal daran: Das Wichtigste ist Humor und Gelassenheit!!!