Oliver M. Heck
Näher am Limit – Ein Leben mit AD(H)S
Ein biografisch fundierter Erfahrungsbericht eines außergewöhnlichen Menschen mit der Diagnose AD(H)S
ISBN: 978-3795070939
Verlag: Schmidt-Römhild, 1. Aufl age (07.12.2012)
Preis: 11,80 € (Taschenbuch)
„Ein biografisch fundierter Erfahrungsbericht eines außergewöhnlichen Menschen mit der Diagnose AD(H)S“ – so beschreibt der Verlag das kleine Buch von Oliver M. Heck. Der Autor erzählt die Geschichte seiner ADHS-Betroffenheit. Die Geschichte eines Hans-Dampf-in-allen-Gassen bis zu dem Zeitpunkt, als ihm der Dampf ausging. Während eines Klinikaufenthaltes, begründet durch ein Burnout, beginnt er sein Leben auf dem Hintergrund seiner ADHS zu reflektieren. Zwischen den Anekdoten und Erfahrungsberichten eingefügt, erfährt der Leser Grundsätzliches zum Thema, vom Lernen mit ADHS bis zum Rebound-Effekt.
Mit dem Schreiben hat Heck keine Probleme. Das Buch liest sich flüssig – eine weitere Nuance seiner Vielseitigkeit, die ja in der Tat oft bei Menschen mit ADHS anzutreffen ist. Aber insgesamt empfand ich das Buch als schwierig. Zu oszillierend, mal Ratgeber, mal Biographie, mal verständnisheischend, mal belehrend. Die Idee, beides, Biographie und Ratgeber zu verbinden, ist besser durchgeführt in dem Buch „Ach du Schreck! ADS“ von Backhaus und Lauer (Moers 2009). Die Autoren teilen sich die Aufgaben der biografischen Beschreibung des ADHS und dessen Reflexion. Das ist auch sinnvoll, denn nur wenigen Autoren gelingt es, beidem angemessen Raum zu geben. Als Beispiel nenne ich „ADS im Job“ von Weiss (Moers 2009). Lynn Weiss ist als Ärztin schon viele Jahre mit dem Thema vertraut und kann beide Perspektiven, als „Fachfrau“ und als Betroffene so einnehmen, dass sie sich ergänzen.
Heck gelingt dies nur unzureichend. Als unangenehm empfand ich, dass er in seinem Buch nicht selten auch anklagend den Finger hob. Diese Klage bezog sich auf Menschen seiner unmittelbaren Umgebung. Das gehört hier nicht hin. Es gibt dem Buch einen Bettina-Wulff-Beigeschmack, der mich sehr störte, mag man sich auch „Jenseits des Protokolls“ stets „Näher am Limit“ fühlen. Hier hätte das Lektorat des Schmidt-Römhild-Verlags, dem wir durchaus bemerkenswerte ADHS-Bücher verdanken, sensibel reagieren müssen.
Uwe Metz
neue AKZENTE Nr. 94 1/2013