Für Eltern, Pädagogen und Therapeuten

Verhaltenstherapie mit Kindern und Jugendlichen

Ein Praxishandbuch

Gerhard W. Lauth, Friedrich Linderkamp, Silvia Schneider, Udo B. Brack

Beltz Psychologie Verlags Union

ISBN-10: 3621275436

ISBN-13: 978-3621275439

Preis: € 68,00

Was tun, wenn Kinder nicht essen, wenn sie sich mit Ihren Spielkameraden partout nicht vertragen können, wenn sich die Schule über das ablenkbare und unaufmerksame Verhalten beklagt, wenn das Kind nicht angemessen sprechen lernt, wenn die geistige Entwicklung über die Maßen verzögert ist? In vielen Fällen ist dann eine intensivere Abklärung dieser Probleme und oft genug eine Therapie angebracht. Traditionellerweise und aufgrund der aktuellen Gesetzgebung (Psychotherapeutengesetzt vom 1. 1. 1999) wird eine verhaltenstherapeutische Behandlung eingeschlagen. Die derzeitigen wissenschaftlichen Ergebnisse zeigen, dass diese Behandlung gute Erfolge vorweisen kann.

In der Praxis existieren jedoch greifbare Probleme: Es gibt einen deutlichen Mangel an qualifizierten Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten. Eine Einschätzung, die betroffene Eltern und fürsorgliche Lehrer und Ärzte oft genug dann bewusst wird, wenn sie eine rasche und zuverlässige Behandlung insbesondere bei expandierenden Verhaltensstörungen (Aggressivität, oppositionelles Trotzverhalten) und entwicklungsverzögerten Kleinkindern (Ess- und Gedeihstörungen, Sprachverzögerungen) suchen.

Ferner sind die Standards, denen die Behandlung folgen soll, in den letzten Jahren sehr verwischt worden. Gehört es beispielsweise zu einer ordentlichen Daignose von Lese-/Rechtschreibschwäche, dass der Psychotherapeut sich auch einmal den Schulunterricht anschaut? Sollte er beobachten, wie das Kind seine Hausaufgaben macht? Kann er Schreibübungen an die Eltern delegieren? Wenn ja, wie sollte er das den Eltern nahe bringen?

Nach eigenem Selbstverständnis will das vorliegende in Praxishandbuch für die Anwendung und Umsetzung der Verhaltenstherapie sein. Es soll praktisch, knapp, verständlich und umfassend über die Störungen von Kindern und Jugendlichen sowie deren Therapie informieren. Ferner betonen die Autoren, dass ihnen die leserfreundliche Darstellung und ansprechende sprachliche sowie graphische Gestaltung sehr am Herzen liegt. All dies sind löbliche Absichten! Konnten sie umgesetzt werden?

Wenn man das Buch in die Hand nimmt, fällt zunächst seine gute Aufmachung auf. Die Texte sind angenehm gegliedert, die Tabellen informativ, Stichwörter (Marginalien) erleichtern die Orientierung, Seitenüberschriften zeigen, wo man sich gerade im Text befindet und ein ausführliches Stichwortverzeichnis ermöglicht rasches Nachschlagen. Eine Vielzahl vorzüglicher Fotografien veranschaulicht die einzelnen Themenbereiche. Es ist ein überschaubares und ästhetisch angenehmes Buch.

Vor allem aber erfreut, dass die Texte in der Tat knapp gehalten sind. Die Sprache ist präzise und genau. Man wird geradlinig und schnörkellos in einer angenehmen, keineswegs vereinfachenden Sprache informiert. Es wird deutlich, dass die Autoren für den Leser und dessen Informationsbedürfnis schreiben wollten.

Hinzu kommt, dass die einzelnen Kapitel klar und nachvollziebar abgefasst bzw. gegliedert wurden. Die Behandlung von Depressivität wird beispielsweise folgendermaßen gegliedert: Fallbeispiel über ein Kind und die Grundzüge seiner Behandlung, die diagnostischen Kriterien der Störung, Verbreitung und Altersrelevanz der Störung, genaue Anleitung zur Diagnostik, Planung und Durchführung der Therapie, (kurze) Darstellung der Wirksamkeit der Therapie, Literatur und Materialien für die Praxis. Diese Gliederung wird auch in allen anderen Störngskapiteln eingehalten. Das Buch macht Lust, darin zu lesen. Darüber hinaus informiert es präzise und konkret.

Wie sieht es um die Inhalte aus? Das Buch stellt die Behandlung von insgesamt 39 Störungen dar. Die Themenbreite reicht von Anorexie bis Zwangsstörung. Keine Störung von Belang bleibt ausgespart. Das Buch behandelt sowohl Entwicklungs- (etwa Fütter- und Essstörungen, Entwicklungsretardierung, reaktive Bindungsstörungen) als auch Verhaltens- (etwa Depressivität, Aggressivität) und psychosomatische Störungen (etwa chronischer Schmerz, Asthma bronchiale). Diese Beiträge wurden von praxiserfahrenen Autoren abgefasst. Dank der bereits erwähnten durchgängigen Gliederung haben die einzelnen Beiträge eine gute, gleich bleibende Qualität. Jedoch könnte das eine oder andere Kapitel noch eine weiter Präzisierung und Konkretisierung vertragen. Sicher eine Aufgabe, die die Herausgeber bei einer zweiten Auflage anzugehen hätten. Ferner werden die wichtigsten Interventionsmaßnahmen ausführlich erläutert, die rechtlichen Rahmenbedingungen der Therapie von Kindern und Jugendlichen dargestellt und Maßnahmen zur Qualitätssicherung und Evaluation der Therapien vorgestellt. Also: Auch von der inhaltlichen Seite ist das Buch aktuell, umfassen und – vor allem- praktisch.

Ich bin von dem Buch angetan. Es ist wissenschaftlich kompetent, aktuell, praktisch. Gut lesbar und lädt geradezu zum Schmökern ein. Ein Buch, dem eine große Verbreitung zu wünschen ist.

G. Baumann, Universität Dortmund

aus die AKZENTE Nr. 53

 

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