Kompetenztraining für Eltern sozial auffälliger Kinder (KES)
Ein Präventionsprogramm
Gerhard W. Lauth, Bernd Heubeck
Hogrefe-Verlag, 2006
ISBN-10: 3801718298
ISBN-13: 978-3801718299
Preis: € 34,95
Eine Reihe von Programmen zur Förderung elterlicher Erziehungskompetenz haben wir inzwischen zur Auswahl. Das von Prof. Lauth und Dipl.-Psych. Heubeck entwickelte Training richtet sich an Eltern, die im Alltag mit sozial auffälligen Kindern Grenzerfahrungen machen und häufig überfordert sind.
In der psychosozialen Beratung ermöglicht das vorliegende Buch zunächst eine korrekte Kenntnis über ADS/ADHS und damit auch eine sorgfältige Diagnostik, indem auf Klassifikation und Diagnosekriterien sowie Epidemiologie und Verlauf der Störungen hinreichend eingegangenen wird.
Ein gut strukturiertes Manual, das detailliert dargestellte Trainingseinheiten enthält, die jeweils unter einem eindeutigen Thema stehen und klare Angaben zu den benötigten Materialien sowie zahlreiche Vordrucke von Protokoll- Auswertungs- und Informationsblättern vorgibt.
Das Training beruht auf einem stress- und ressourcentheoretischen Ansatz. Danach entstehen die elterlichen Erziehungsschwierigkeiten nicht aus allgemeiner Unfähigkeit, sondern aus Überlastung und ungenutzten Verhaltensmöglichkeiten. Dementsprechend setzt das Training an den Hauptbelastungen der Familie an. Tägliche Hausaufgabensituation, die abendliche Situation beim Zu-Bett-Gehen u. v. m..
Die Eltern werden in sechs Sitzungen darin angeleitet, wie sie ihr Kind in den wichtigsten »familiären Standardsituationen« effektiver begleiten können. In der Gruppe lernen sie beispielsweise ihre eigenen Stärken zu sehen, genaue Anweisungen zu geben, das Kind durch Lob und Tadel zu lenken und die Hausaufgaben nach einem vorgegebenen Plan machen zu lassen. Schließlich werden sie darin beraten, wie sich die Familie neu und besser zusammenfinden kann. (Siehe auch hierzu den ausführlichen Bericht von Prof. Lauth in Heft 73/2006 »die AKZENTE«)
So wurde schon Anfang des letzten Jahrhunderts der polnische Arzt und Pädagoge Janusz Korczak nicht müde darauf hinweisen, dass Erziehung vor allem Selbsterziehung und Eigenreflexion bedeutet und dass es nicht darauf ankommt, keine Fehler zu machen, sondern sie zu erkennen und zu korrigieren.
Und gerade das kann sehr erfolgreich mit Hilfe dieses Kompetenztrainings für Eltern sozial auffälliger Kinder (KES) erfahren werden, - z. B. im Rollenspiel, in der Wahrnehmung eigener Gefühle und Gedanken (ABC der Gefühle) oder auch bei der Bearbeitung von Wochenaufgaben, die die gezielte Auseinandersetzung mit den anstehenden Problemen in der Familie erfordern.
Sehr positive Rückmeldungen innerhalb der Selbsthilfegruppe von Eltern, die ihre Ressourcen nach erfolgreichem Training (wieder)entdeckt und diese Arbeit als hilfreich angesehen haben, lassen mich hoffen, dass dieses Konzept durch zahlreiche Multiplikatoren möglichst breite Anwendung in der Beratung von Familien finden wird.
Karin Knudsen
aus die AKZENTE Nr. 74 - 2006