Für Eltern, Pädagogen und Therapeuten

Das Marburger Konzentrationstraining für Jugendliche (MKT-J)

Dieter Krowatschek, Gita Krowatschek, Gordon Wingert

Verlag Modernes Lernen, 2007

ISBN-10: 3938187352

ISBN-13: 978-3938187357

Preis: € 40,00

Das Marburger Konzentrationstraining des Schulpsychologen Dieter Krowatschek, 1994 veröffentlicht, gilt seit vielen Jahren als bewährtes Konzept für die Förderung von Schulkindern. Seit 2004 gibt es davon eine überarbeitete Neuauflage sowie ein eigenes Programm für den Kindergarten- und Vorschulbereich. Nun liegt endlich seit Ende 2007 auch eine Version für Jugendliche vor.

Was kann ein solches Trainingskonzept leisten? Schließlich ist die Pubertät eine schwierige Entwicklungsphase, in der Jugendliche die Hilfestellungen Erwachsener nicht gerne annehmen. Daher stellen Krowatschek und seine Mitautoren klar, dass das MKT-J auf die freiwillige Zusammenarbeit mit Jugendlichen zielt, die selbst unter ihrer schulischen Situation leiden. Ihnen kann es helfen, ungünstiges Arbeitsverhalten, Konzentrationsprobleme, mangelnde Motivation sowie geringe Selbstdisziplin zu überwinden.

Es handelt sich um ein zeitlich begrenztes Trainingsprogramm von sechs Sitzungen á 75 Minuten auf der Basis bewährter Techniken der Verhaltensmodifikation. Der Ordner umfasst allerdings genügend Materialien, um das Training mehrfach durchzuführen, ohne sich zu wiederholen.

Das MKT-J ist speziell für die Arbeit mit kleinen Gruppen entwickelt worden, kann jedoch auch im Setting eins zu eins eingesetzt werden. Dass dann allerdings die Aspekte des sozialen Lernens nicht zum Tragen kommen können, versteht sich von selbst. Für die Arbeit mit ganzen Schulklassen lassen sich die Materialien des Ordners als »Steinbruch« für einzelne Unterrichtsphasen nutzen.

Jede Trainingssitzung soll die gleiche Struktur aufweisen: eine »dynamische Übung« zum Einstimmen und Warmwerden, gefolgt von einer Entspannungsübung, die konzentriert macht für die folgenden Trainingsschritte. Zwischen zwei Übungen zum Inneren Sprechen ist jeweils eine zur Förderung der Wahrnehmung und Merkfähigkeit eingebettet. Den Abschluss bildet eine freie Phase, die notfalls auch als Zeitpuffer dienen kann. Dieser kleinschrittige ritualisierte Ablauf kommt den jugendlichen Bedürfnissen sowohl nach Abwechslung als auch nach Orientierung entgegen.

Die Trainingsmaterialien sind nicht nur vom Anspruchsniveau her altersgemäß, sondern auch von der Art der Aufgaben und der zeichnerischen Darstellung. Die Interaktionsspiele und Entspannungsübungen für die ersten beiden Phasen sind so differenziert beschrieben, dass auch ungeübte Trainer sich an sie heranwagen können. Die Arbeitsblätter zum Inneren Sprechen, das dem Abbau kognitiver Impulsivität und der Förderung eines reflexiveren Denk- und Arbeitsstile dient, vermeiden eigentliche Unterrichtsinhalte. Sicher wirkt die Arbeit an Strichmustern, Stadt- und U-Bahn-Plänen sowie Logikrätseln motivierender, doch bleibt die Frage nach dem Transfer auf das Lösen mathematischer Probleme oder der Informationserschließung aus Sachtexten offen. Die Wahrnehmungs- und Merkfähigkeits-Übungen in Form von KIM-Spielen beinhalten Wimmelbilder, Labyrinthe, Wortsalate und Sudokus – Aufgaben, die von Rätselseiten in Illustrierten und Kinderzeitschriften bekannt, hier aber systematisch für Trainingszwecke aufbereitet sind. Das MKT-J regt Trainer/-innen an, zusätzlich zu den Papier-Bleistift-Übungen des Ordners andere Logik- und Elektronikspiele sowie weitere Denksportaufgaben einzusetzen.

Der Erfolg solcher Trainings hängt bekanntermaßen vor allem von der Qualität der persönlichen Beziehung zwischen Trainer/-in und Teilnehmer/-innen ab. Welche Haltungen und Einstellungen dafür hilfreich sind, wird im Text explizit (S. 25) und immer wieder zwischendurch angesprochen. Das Fehlen der Darstellung exakter Evaluationsbefunde für das Training stellt insofern keinen Mangel dar, denn die im Ordner publizierten Materialien sind lediglich Werkzeuge, für deren Wirkung die Trainervariable entscheidend ist. Das Trainingskonzept ist inhaltlich schlüssig, klar strukturiert und attraktiv aufbereitet. Sein Einsatz in der innerschulischen Beratungs- und Förderarbeit, bei schulpsychologischen Interventionen sowie in der integrativen Lerntherapie ist höchst sinnvoll. Unmotivierte Jugendliche jedoch werden sich auch dem MKT-J verweigern – ein prinzipielles Problem und keines des Trainingskonzeptes.

Ärgerlich: eine hohe Zahl von kleinen Rechtschreib- und Grammatikfehlern. Schlechte Konzentration ist eben nicht nur ein Problem von Kindern und Jugendlichen...

Detlef Träbert

aus neue AKZENTE Nr. 80 - 2008


 

Diesen Text vorlesen ...

Unterstützen Sie uns

Unterstützen Sie unsere Arbeit durch